Nebenwirkungen unsmarter Digitalisierung – Erkenntnisse einer Web-Veteranin und Digital-Detox-Pionierin

18/05/2018  
Hier publiziert Bestseller-autorin 
Anitra Eggler
Ich duze meine leser*INNEN seit 12/2021. Ältere texte und PressetextE sind per sie. 
ich gendere selten im text – Lesefluss sticht. meine zuneigung gilt allen menschen. hauptsache mensch – menschLICHKEIT sticht.
Digital-Detox-Pionierin Anitra Eggler meditiert

Digitalisierung ist ein Segen. Klug eingesetzt ist sie Produktivitätsturbo, Prozessoptimierier, Profitsteigerer, Wissensmanager, Demokratiewaffe und so vieles mehr. 

Digitalisierung ist ein Fluch. Unklug eingesetzt fördert sie manisches Multitasking und permanente Zerstreutheit. Sie deformiert und Denken, verursacht Zeit-Hungersnot und das zermürben de Gefühl, überkommuniziert, aber uninformiert zu sein. 

Erkenntnis einer Web-Veteranin: Unerwünschte digitale Nebenwirkungen kann und muss man ausschalten. Wie? Durch kritisches Hinterfragen, smartes Konfigurieren und dieselbe Selbstdisziplin, die wir im Umgang mit Alkohol, Zucker und Fett gelernt haben. 

Ein Interview mit Digitalisierungs-Veteranin Anitra Eggler.

E-Mail, Handy, Web: Wir sind dauerabgelenkt statt aufmerksam. Wir reagieren, statt zu agieren. Wir sind überkommuniziert, aber uninformiert. Jetzt kennen Sie die fiesesten Fakten.

Verzeihen Sie die Schwarzmalerei – ein Tribut an die Schocktherapie.

Wie und warum ich mich nach fast 15 Managerjahren in der Internet-Branche anno 2009 einer Digital-Therapie unterzogen habe und warum es so wichtig ist, immer wieder digital zu entgiften – »Digital Detox« heißt das Medienmodewort –, beantworte ich hier.

Weil mir ein Interview mit mir selbst so schizophren scheint, wie eigene Postings zu liken, habe ich nicht alle, aber ein paar Fragen und Antworten aus bereits publizierten Interviews kopiert.

Da das inzwischen eine gängige journalisitische Praxis zu sein scheint, schäme ich mich nicht.


SIE HABEN DEN BEGRIFF »DIGITAL-THERAPIE« ERFUNDEN. WAS IST DAS? WAS BRINGT DAS?

Eine Digital-Therapie therapiert weit verbreitete Kommunikations-Krankheiten. Sie hilft Menschen und Unternehmen, den digitalen Segen auszubeuten, für den die digitale Revolution angetreten ist. Ich habe den Begriff 2010 erfunden, um den Menschen mit einem Augenzwinkern rüberzubringen, dass wir unser Verhalten ändern müssen, wenn wir uns nicht alle in den Wahnsinn treiben möchten.


WARUM BRAUCHT MAN EINE THERAPIE, UM DEN DIGITALEN SEGEN AUSZUBEUTEN?

Weil wir uns derzeit von den Medienmöglichkeiten sagen lassen, wie wir die Technologien nutzen, und nicht von unserem Menschenverstand.

Dadurch entstehen Kommunikationskrankheiten wie Handysucht, E-Mail-Wahnsinn, Sinnlos-Surf-Syndrom oder Facebook-Inkontinenz – die rauben uns Lebenszeit und Erfolg, beruflich und privat.

Beispiel: Nur weil es das Handy ermöglicht, rund um die Uhr erreichbar zu sein, muss ich es ja nicht sein, wenn mir mein Menschenverstand sagt, dass ich mich nicht wie ein Notarzt verhalten muss, weil ich gar kein Notarzt bin.

Das heißt: Ich sollte auch nicht ans Telefon gehen, um zu sagen, dass ich gerade gar nicht ans Telefon gehen kann, weil ich z. B. in einer Besprechung bin.

Das ist das Gegenteil von smart.

Oder: Nur weil es medienmöglich ist, auf Facebook oder Instagram öffentlich Tagebuch zu führen und seinen inneren Gedankenstrom in Form eines Live-Tickers zu veröffentlichen, muss ich das ja nicht tun, wenn mir mein Menschenverstand sagt, dass die Veröffentlichung meiner Privatsphäre meiner Reputation schadet.

Aus unternehmerischer Sicht: Nur weil es scheinbar nichts kostet, eine Fanpage anzulegen (in Wirklichkeit kostet es viel, nämlich Zeit, Ressourcen und im schlechtesten Fall Reputation), muss ich das nicht tun, wenn mir meine strategische Weitsicht sagt, dass ich keine Ressourcen für einen weiteren PR-Kanal habe und die Facebook-Seite nur Zeit kostet, aber nicht messbar mehr Umsatz bringt.


68 PROZENT DER HANDYBESITZER LEIDEN AN EINGEBILDETEM VIBRATIONSALARM. JEDER ZWEITE NIMMT DAS HANDY MIT INS BETT. WARUM LASSEN WIR UNS SO BEREITWILLIG VON MASCHINEN BESTIMMEN?

Weil wir die Gebrauchsanleitung nicht lesen. Weil wir zu faul sind, die Geräte zu konfigurieren, und deshalb immer nur die Idiotenfunktionen nutzen. Weil wir versuchen, schneller als die Maschinen zu sein, und deshalb keine Zeit mehr haben.

Warum haben wir keine Zeit mehr? Weil wir sie uns nicht nehmen.

Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Geräte zu konfigurieren. Schlauen Sie sich auf. Wie das? Durch die erweiterte Google-Suche oder mit YouTube-Tutorials – das verstehe ich unter Sinnvoll-Surfen.


DIGITALE GERÄTE SIND FÜR VIELE EIN SEGEN – FÜR SIE NICHT?

Doch. Natürlich. Ich möchte nicht ohne mein Handy oder das Internet leben. Aber es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich ein ideales Verhältnis von Distanz und Nähe entwickelt habe.

Plus: Ich musste Zeit investieren, um den Segen auszubeuten und den Fluch auszuschalten.


WIE KANN MAN DEN DIGITALEN SEGEN AUSBEUTEN?

Das Zauberwort heißt »Zeit« – das ist die wertvollste Währung unserer aktionistischen Sofortness-Gesellschaft, deshalb geizen wir damit und leiden unter dem zermürbenden Gefühl, ständig im Zeit-Minus zu sein. Dabei ist Zeit der Schlüssel zum Segen. Jeder muss Zeit investieren, um Zeit zu gewinnen – das klingt paradox, aber es funktioniert.


WAS HEISST DAS KONKRET?

Sie müssen Zeit investieren, um Ihre Geräte und Apps so zu konfigurieren, dass sie Ihnen das bringen, wofür die digitale Innovation angetreten ist: Zeitersparnis, viele Dinge des Alltags und des Jobs vereinfachen, Informationen und Wissen besser managen und, ja, Menschen zusammenbringen, Meinungen austauschen und, wichtig, auch ganz einfach mal Spaß haben und entspannen.


DAS KLINGT KINDERLEICHT. WO IST DER HAKEN?

Die Herausforderung besteht darin, dass die Idiotenfunktionen der Geräte so intuitiv zu bedienen sind, dass man völlig hirnfrei beginnt, ein Gerät oder eine App in Betrieb zu nehmen, und sich dann von den Medienmöglichkeiten – und nicht vom gesunden Menschenverstand – sagen lässt, wie man das Gerät oder die App sinnvoll nutzt.

Das führt dazu, dass uns die Geräte im Griff haben und die Anbieter unsere Privatsphäre und nicht wir die Geräte und unsere Daten.

Erkenntnis: Das Betriebssystem für jede Technologie ist nicht die Technologie selbst, sondern sein Anwender, der Mensch. Jedes Smartphone ist nur so smart wie sein Besitzer.


WANN HABEN SIE IHR ERSTES HANDY GEKAUFT?

1996, ein Nokia 2110. Heute ist dieser Knochen ein Kultobjekt. Damals war man »wichtig«, wenn man auf der Straße telefonierte – heute ist man versklavt, ein Zombie.


VON 1998 BIS 2010 WAREN SIE ALS START-UP-MANAGERIN ERFOLGREICH. WANN HABEN SIE GEMERKT, DASS SIE REIF SIND FÜR EINE DIGITAL-THERAPIE?

Anfang 2009. Da habe ich Bilanz gezogen und mit Entsetzen festgestellt, dass ich bereits 1,5 Jahre vermailt und 2,5 Jahre versurft hatte.

Ziehen Sie auch mal Bilanz! Hier können Sie Kussbilanz ziehen und hier ausrechen, ob Ihr digitales Kommunikations- und Selbstmanagement Sie zu einem Key- oder Killerperformer macht

Heute weiß ich, dass ich mir und meinen damaligen Mitarbeitern viel Arbeits- und Lebenszeit hätte sparen können, wenn ich früher kritisch hinterfragt hätte, wie ich die digitalen Medien nutze, wie wir kommunizieren möchten und – noch wichtiger – wie nicht.


VIER JAHRE IM NETZ – WIE HABEN SIE DAS »GESCHAFFT«?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ganz einfach: Ich war der schlimmste E-Mail-Saulus und der größte Informations-Junkie, den Sie sich vorstellen können.

Highspeed-Kommunikation und Dauererreichbarkeit habe ich immer als Notwendigkeit, als Wettbewerbsvorteil, als Synonym für Projektmanagement und Dienstleistertugend angesehen. 

Das hieß: 2do-Listen Samstagnacht, ständig online, auch im Urlaub und im Morgengrauen, ständig auf Dauerrecherche, ständig Grauzonen optimierend, ständig kommunizierend, ständig fordernd, E-Mail als Synonym für Produktivität und Führung missbrauchend – das schien mir ganz normal und mehr noch, es schien mir notwendig. Darunter haben meine Leute gelitten – und meine Lebensqualität. 

Als Tageszeitungsredakteurin hatte ich in den 90er-Jahren gelernt abzuschalten. Wenn die Zeitung in Druck ist, defragmentiert man das Hirn, um Platz zu schaffen für den nächsten Arbeitstag.

Ohne diese Fähigkeit wäre ich ausgebrannt. Einige meiner Weggefährten hatten diese Fähigkeit nicht. In meinem Freundes- und Ex-Kollegenkreis gibt es mehr Burnout-Fälle als Kinder …


DIE ONLINE-ARBEITER HABEN IHRE STÄNDIGE ERREICHBARKEIT QUASI SELBST PROPAGIERT?

Das tun sie heute noch. Und jetzt lassen wir die »Digital Natives« mal außen vor. Die leben ja auch nur die Medieninkompetenz nach, die Ihnen vorgelebt wurde und wird.

Sehen Sie sich Twitter-Profile von klugen Menschen an: Da werden im Sekundentakt 140 Zeichen »Blubb« in den Äther der Unwichtigkeit gejagt, nur unterbrochen von sechs Stunden Schlaf. Wann leben diese Menschen? Und wovon leben sie? Von 140 Zeichen Luftgitarre?


IST DER AKTUELLE INTERNET-BOOM WIEDER EINE BLASE?

Hellsehen überlasse ich Hellsehern. Wenn ich mit Start-up-Unternehmern spreche, kann ich nur sagen: Wir haben dieselben Fehler gemacht. Heute wiederholen sie sich – das müsste nicht sein.

Wir wollten in den 90ern auch nur die Chancen, alles andere haben wir ignoriert. Wenn du in Goldrauschstimmung bist, fällt das auch leicht. Du arbeitest rund um die Uhr – und hast Spaß dabei. Man verwechselt seinen Online- und Kommunikationsaktionismus mit Produktivität.

Ich selbst kommuniziere gerne und denke schnell. Das habe ich vorgelebt und von meinen Mitarbeitern auch eingefordert. Ich habe täglich bis 23, 24 Uhr gearbeitet und bin mit dem Handy ins Bett.

Niemand hat mich dazu gezwungen; ich wurde nicht ausgebeutet. Das kam aus mir selbst. Bis ich nach über zehn Jahren erkannt habe: Wenn wichtiger wird, dass man kommuniziert, als WAS man kommuniziert, ist das ist blinder Aktionismus.


SIE WARNEN VOR DER DIGITALEN DAUERABLENKUNG. WARUM?

Weil sie unsere Konzentrationsfähigkeit zerstört. Das ist ein gewaltiges Problem. Wenn ich ständig versuche, alles gleichzeitig zu tun, mache ich nichts mehr richtig.

Harvard-Ärzte nennen die Dauerablenkung inzwischen »ADT – Attention Deficit Trait«.

Namensvater Dr. Edward Hallowell geht davon aus, das heute jeder zweite Manager unter ADT leidet. Das heißt: Er lässt sich von der nächsten Unterbrechung, z. B. Spam- E-Mail, sagen, was er als nächstes tut und nicht von seiner Priorisierung.


ABER SUCHEN WIR DIESE ABLENKUNG NICHT SELBST, WENN WIR STÄNDIG UNSER HANDY, UNSEREN POSTEINGANG ODER UNSER FACEBOOK-KONTO KONTROLLIEREN?

Doch, verrückterweise. Genau das tun wir. Warum? Unser Gehirn wird süchtig nach den Dopamin- und Adrenalinausschüttungen, die einen Aufmerksamkeitsreiz begleiten. Wir gehen diesen Ablenkungen nach, weil wir einfach nicht imstande sind, das abzuschalten. Deshalb rate ich zum Beispiel, bei Smartphones den automatischen Mail-Download und sämtliche Push-Mitteilungen abzuschalten.

Dann sieht man nicht dauernd, dass schon wieder ungelesene Nachrichten da sind. Wir können nicht anders – wir wollen dann »nur mal kurz gucken«. Daraus wird aber meistens »ziemlich lang«. Unser Hirn ist süchtig nach diesen Glückserlebnissen, nach der Dosis Dopamin, die jeder digitale Aufmerksamkeitsreiz auslöst und dadurch das Belohnungszentrum aktiviert.


DIE TECHNOLOGIEN, DIE UNS SCHNELLER, PRODUKTIVER UND FLEXIBLER MACHEN SOLLTEN, BEWIRKEN DAS GEGENTEIL?

Man lügt sich selbst in die Tasche. Fragt man die Leute, wie oft sie pro Tag auf Facebook gehen, dann hört man in aller Regel: Naja, zweimal, vielleicht dreimal, immer nur für ein paar Minuten. Schaut man sich dann die Mediadaten von Facebook an, stellt man fest: Die durchschnittliche Verweildauer eines Facebook-Nutzers beträgt zwanzig Minuten.

Unsere Zeitwahrnehmung beim Nutzen sozialer Netzwerke ist total verzerrt. Wenn ich dreimal am Tag für zwanzig Minuten auf Facebook bin, macht das schon eine Stunde. Rechnen Sie jetzt noch die Mittagspause dazu und ein bisschen Kaffeeklatsch hier, ein bisschen ins Nirwana googeln da plus die Dauerablenkung durch pseudowichtige E-Mails oder Messenger-Nachrichten, die »sofort« beantwortet werden müssen – und Sie kommen auf einen beachtlichen Arbeitszeitverlust.

Kein Wunder, dass die Leute dann glauben, sie müssten abends und am Wochenende nacharbeiten.


IHR TIPP LAUTET ALSO ABSCHALTEN?

Ja, Abschalten ist extrem wichtig. So wichtig wie Bremsen beim Autofahren. Ständig wird so getan, als sei Multitasking eine Karrieretugend. Sehen Sie sich Stellenanzeigen an: Da wird nach der Krake gesucht, die 666 Dinge auf einmal tun kann. Das ist irr.

In meinen Augen zählt es heute zur unternehmerischen Verantwortung, den Leuten zu sagen: Wir wollen keine ständige Erreichbarkeit. Ständige Erreichbarkeit ist für mich inzwischen Synonym für miserables Zeitmanagement. Nur Sklaven sind ständig erreichbar. 

Das ist ein falscher Karriere-Götze, der gestürzt werden muss. Besser investieren Sie in einen Funklochraum, wo Mitarbeiter ungestört konzentriert arbeiten können.


WANN WIRD EIN UMDENKEN EINSETZEN?

Es hat längst begonnen. Die Personalabteilungen merken, dass es immer mehr Krankheitstage aufgrund psychischer Erschöpfung gibt; die Chefetagen erfahren vom Produktivitätsverlust durch digitale Ablenkungen am Arbeitsplatz.

Verschiedene Zusammenhänge, dasselbe Fazit: Dieser Trend ist kontraproduktiv.

Wir sollten die Technik intelligent nutzen – aber wir sollten uns dabei nicht an die Technik outsourcen.


WAS IST DAS WICHTIGSTE, DAS SIE WEGEN HANDY, WEB UND E-MAIL VERPASST HABEN?

Das Einzige, was wir verpassen können, wenn wir Angst haben, etwas zu verpassen – und das ist leider das wertvollste, was es im Leben gibt –, ist: das Leben selbst. Aber keine Bange, das hole ich inzwischen nach allen Regeln der Lebenskunst nach.


WIE IST IHNEN DER AUSSTIEG GELUNGEN?

Indem ich mir Zeit genommen habe, ganz kritisch zu hinterfragen, für welches Ziel ich welches Medium oder Gerät einsetzen will.

Und: Indem ich dann ganz strikt die Medien und Geräte so konfiguriert habe, dass sie mich auf dem kürzesten Weg zum Ziel bringen. 

Plus: Ich habe Kommunikationsrituale gebrochen, die sich eingeschlichen hatten. Dinge wie: ständiges Standby-Sein, ständig kommunizieren, auch im Urlaub, oder E-Mails checken, auch wenn man gar keine Zeit hat zu antworten, z. B. im Straßenverkehr.

Ganz wichtig: Schluss mit dem Multitasking! Heute bin ich, gleich was ich tue, wieder zu 100 Prozent bei der Sache: Wenn ich esse, esse ich, wenn ich telefoniere, telefoniere ich, wenn ich maile, maile ich – ich versuche nicht mehr, alles gleichzeitig und dadurch nichts mehr richtig zu machen. Diese Aufmerksamkeit für andere, dieses Präsent-und-dabei-menschlich-Sein, ist ganz sicher einer meiner Erfolgsfaktoren.


DAS SCHÖNSTE KOMPLIMENT, DAS MAN JEMAND MACHEN KANN, IST UNGETEILTE AUFMERKSAMKEIT?

Richtig. Einfach das Handy in der Tasche lassen. Auf der Beziehungsebene ist das ein Garant für größtes Glück und Innigkeit.

Beruflich macht das Abschalten extrem effizient und die ungeteilte Aufmerksamkeit beglückt Kollegen, Mitarbeiter, Chefs und natürlich Kunden gleichermaßen. Ausprobieren!


WORAN ERKENNT MAN EINEN HANDY-ZOMBIE?

Neulich erzählte mir ein Vortragszuhörer, er sei mit seiner Frau im Bett gelegen und habe an seinem iPad rumgemacht, bis er eine Nachricht seiner Frau, die neben ihm lag, bekam, da stand drin: »Schatz, ich liege übrigens neben dir!« Das erklärt, warum die Geburtenrate nicht aus dem Keller kommt.


SOFORTNACHRICHTEN FÜHREN ZU BEZIEHUNGSSTRESS?

Klar. Und wie! Handys generell tun das. Jeder Zweite ist eifersüchtig auf das Handy des Partners. Wir sind alle Hobby-Japaner: Wir fotografieren alles und erleben weniger, und wir sind Hobby-Stalker – wir flippen aus, wenn der Partner für Sekunden nicht erreichbar ist.

Besonders arm finde ich Beziehungen, bei denen die Geo-Daten des anderen als Liebesbeweis eingefordert werden. Ich kann nur empfehlen, sämtliche Funktionen zu deaktivieren, die Auskunft darüber geben, wann man zuletzt online war, wann man eine Nachricht gelesen hat, wo man sich gerade befindet und so weiter.

Die digitale Schwarmdummheit hat hier bereits zu Entlassungen und zu Scheidungen geführt. Das Ätzende ist, die Dienste verdienen ja mehr, je mehr wir kommunizieren.

Das heißt: Diese Kontrollfunktionen (Paradies für Kontrollfreaks) werden immer wieder geöffnet, auch wenn wir sie abgestellt haben. Nachjustieren ist Aufwand, aber er lohnt sich.


FÜR VIELE SCHEINT DAS HANDY EINE ART LEBENSPARTNER ODER EIN PARTNERERSATZ ZU SEIN …

Handys können räumliche Distanz außer Kraft setzen. Das empfinde ich als Segen. Das macht Fernbeziehungen und auch die Eltern glücklich. Gleichzeitig hat diese digitale Nähe Grenzen. Werden diese permanent überschritten, wird das Handy als Ersatzbefriedigung missbraucht.

Wir beginnen virtuelle Beziehungen zu führen, die der Realiät nicht standhalten. Wir tippen Dinge, die wir Menschen nicht ins Gesicht sagen würden. Wir verwechseln Smileys mit Zuneigung und Herzchen mit Liebe. Damit beginnt es. Es endet meist unschön. 

Für viele ist das Handy auch einfach nur eine Beschäftigungstherapie. Wir müssen wieder lernen, es zu genießen, nichts zu tun, und das, was wir denken, erst mal in Ruhe für uns selbst denken und nicht sofort kommunizieren.

 Weniger ist mehr denn je. Am besten Sie fangen heute damit an! // EOM

EOM: Abkürzung für »End of Message« oder »End of Mail«. Wenn Sie Chats beenden möchten, bevor das 201. Herzchensmiley hin und her geht: »OAO« – over and out.

© Anitra Eggler bis ans Ende aller Tage und Nächte.

Diesen Inhalt in einem anderen Medium publizieren? Das ist möglich. Bitte kurz Details abklären per Mail an: presse@anitra-eggler.com

digital-detox-pionierin

Anitra eggelr

Success message!
Warning message!
Error message!